Mein Mittelfinger liegt ganz sanft an meiner linken Vulvalippe. Ich mache nichts anderes, als den Finger dort zu halten, hinspüren, atmen, mich entspannen.
Ich habe ein Commitment mit mir: In den kommenden vier Wochen beschenke ich mich mit vier Integral Pelvic Therapy® Sessions pro Woche zu je 30 Minuten.
Das ist die Praxis, die in dem body love Kurs erlernt wird.
Während ich also meinen Mittelfinger an meine Vulvalippe halte, kommt mir plötzlich eine Geschichte von vor drei Jahren in den Sinn. Eine Situation nach einem Yogaworkshop, bei dem ich Teilnehmerin war:
Die Schlussentspannung, Savasana, war gerade zu Ende, da kam G., der Seminarhausleiter, in das kleine mit 20 Leuten vollgepackte Zimmer und sagte: „Jetzt umarmen wir uns alle zum Abschied.“
Mein Gedanke war: Ich möchte jetzt nur mit mir sein. Ich umarme jetzt niemanden, und erst Recht nicht diesen Mann.
G. war mir schon immer sehr unangenehm und ich habe immer etwas Abstand gehalten und den Kontakt möglichst vermieden.
Ich packe also meine Yogasachen zusammen und wollte gehen, da steht G. (1,90m und mindestens 100kg) vor mir und sagt: „So, Katharina, jetzt umarmen wir uns zum Abschied.“
Ich: „Oh, G. ich bin so mit mir nach dem Yoga, ich möchte jetzt niemanden umarmen.“
Er: „Ach komm, so eine Umarmung ist doch nichts schlimmes.“
Ich: „Ich möchte jetzt nicht. Ich möchte einfach gehen und für mich sein.“
Er: „Jetzt stell dich doch nicht so an, wir umarmen uns jetzt einfach.“
Und dann machte er eine Bewegung, als ob er mich umarmen wolle.
Ich (etwas schärfer): „G. ich möchte nicht!“
Er: „Ach Katharina, du weist gar nicht, was Liebe ist.“
Da bin ich geplatzt und habe ihn vor allen andern Teilnehmern
angebrüllt:
Er solle die Finger von mir lassen, ich hätte
dreimal Nein gesagt und er wäre eklig und er soll verschwinden und
mich in Ruhe lassen…
Das hat geholfen.
Diese Situation kam heute morgen hoch. Ich dachte, sie wäre schon längst aus meinem System. Dann habe ich überlegt, was es noch braucht, habe es mit Vergebung und Dankbarkeit versucht, aber es war schnell klar, das das nicht der richte Weg ist. (Es wird klar, wenn nichts passiert und es sich anfühlt, als ob noch etwas wartet.)
Dann habe ich mich noch einmal zu dem Ärger und der Wut ausgerichtet. Und in dem Moment schiesst eine heisse Welle aus meiner Vulva durch meinen Körper. Mein Becken wird warm, fängt an zu brodeln und mir wird klar, wieviel Ärger über diese Situation noch dort sitzt. Es dauert ca 2-3 Minuten, dann ist diese Welle vorbei.
Was bleibt, ist wieder etwas mehr Lebensenergie, Leichtigkeit, Lebendigkeit in meinem Becken, Freude, Angebundensein….
Jetzt gerade, während ich das alles aufschreibe, kommen Tränen hoch und es scheint, als ob die auch noch geweint werden wollen…. Und das ist ok, denn ich weiss inzwischen aus Erfahrung:
Nach den Tränen kommt das Lachen!